03 | 2022Maren Schiel

NQ-Faktencheck – Baukommunikation Teil II „Das verstehen die eh nicht.“

<h1>NQ-Faktencheck – Baukommunikation Teil II „Das verstehen die eh nicht.“ </h1>

In unserem Agenturalltag begegnen wir immer wieder Mythen und verkürzten Vorstellungen über die Komplexität von Kommunikation. Wir machen daher den NQ-Faktencheck. Dieses Mal zum Thema „Baukommunikation“.   

Teil II „Das verstehen die eh nicht.“   

„Unser Bauprojekt ist viel zu kompliziert. Das versteht die Allgemeinheit eh nicht.“ An diesem Gedanken lässt sich einiges ablesen - über die Absender. Nicht nur, dass man sich nicht in der Lage sieht, etwas einfach zu erklären. Es zeigt auch eine sehr verkürzte Vorstellung über die Interessierten bzw. Betroffenen. Als Kommunikatorinnen sind wir nicht selten überrascht, mit welchem Fachverständnis Bürger auf uns zukommen. Gleichzeitig ist es jedoch wahr, dass nicht jeder Vertreter der anvisierten Zielgruppe die Vorkenntnisse besitzt, um ein Bauvorhaben in Gänze zu erfassen.   

Uninformiertheit führt zu Ablehnung 

Doch Bauherren können auch oder gerade bei komplizierten Bauvorhaben nicht auf eine entsprechende Baukommunikation verzichten. Abgesehen von rechtlichen Vorgaben zur Information und formellen Beteiligung bestimmter Interessengruppen ist es mehr als riskant, das eigene Projekt nicht möglichst gut zu erklären. Denn wer etwas nicht versteht, reagiert schnell ablehnend. Wer nicht gut informiert ist, glaubt leicht an Gerüchte, die an ihn oder sie herangetragen werden.   

Tipps für verständliche Kommunikation 

Aber wie geht es denn nun richtig? Die Ansprüche an gute Kommunikation reichen von „Wer es nicht einfach erklären kann, hat es nicht verstanden“ bis zu „Mache die Dinge so einfach wie möglich, aber nicht einfacher.“ Beide Zitate werden vielsagender Weise dem gleichen Genie, Albert Einstein, zugesprochen. In unserer Arbeit haben wir ein paar Leitlinien, die uns helfen, eher komplexe Bauvorhaben verständlich zu vermitteln. Dabei ist es eben auch wichtig sich die Zeit zu nehmen, komplizierte Dinge zu erklären. Bei vielen Projekten ist es angebracht, die wesentlichsten Informationen zu identifizieren und diese übersichtlich und zudem in einfacher Sprache zu formulieren. Was einfache oder leichte Sprache heißt, lesen Sie bei der Bundeszentrale für politische Bildung Leichte und Einfache Sprache – Versuch einer Definition | APuZ (bpb.de).   

Um den Einstieg in ein Thema zu erleichtern, sollte die Komplexität erst im Laufe eines Textes nur schrittweise zunehmen. Wie dieses Zwiebelmodell funktioniert, lesen Sie in unserem Beitrag Akzeptanz für komplexe Vorhaben / NeulandQuartier. Zudem hilft es Ihren Lesern und Zuhörern, wenn Sie in der Wortwahl konsistent bleiben. Nutzen Sie in der Baukommunikation durchgängig die gleichen Begrifflichkeiten oder Einheiten. So können die Informationen auch über die Projektzeit hinweg zusammengeführt und ein Verständnis für das Thema entwickelt werden.   

Die meisten Menschen empfinden grafische Darstellung als hilfreich. Zeitpläne, Lagepläne, thematische Illustrationen, Visualisierungen und Diagramme sind wichtiger Bestandteil jeder guten Baukommunikation. Ästhetisch aufbereitete Informationen vermitteln zudem Wertschätzung – gegenüber den Empfängern aber auch gegenüber dem Vorhaben.   

Wenn Sie eine Botschaft bei Ihrer Zielgruppe verankern wollen, hilft Ihnen die stete Wiederholung – in Wort und Bild. Wenn es Ihnen als Kommunikator längst wie die unnötigste Nennung vorkommt, beginnt es bei den Adressaten vielleicht erst zu wirken. Scheuen Sie sich also nicht, Ihr Anliegen immer wieder zu formulieren. Auch zum Verständnis wichtige Informationen können bspw. mehrfach in einem längeren Text wiederholt werden, anstelle auf eine vorige Seite zu verweisen.   

Gute Kommunikation hört genau zu 

Im Laufe eines Bauprojektes wird es zu Fragen kommen. Projektpartner, Ämter, Vertreter von Kommunen oder Anwohner kommen auf Sie zu. Viele Fragen werden Sie in verschiedenen Formaten bereits beantwortet haben. Anstatt nun auf diese zu verweisen, gehört es zum guten Ton, die Information für die Fragenden noch einmal aufzubereiten (copy and paste ist ausdrücklich erlaubt). Zudem sollten Sie dann prüfen, warum diese Informationslücke seitens der Fragenden noch bestand und ob Sie Ihre Kommunikation dahingehend weiter optimieren können. Bei dieser Reflexion können Sie auch erkennen, ob falsche oder irreführende Gerüchte im Umlauf sind, denen Sie besser offensiv(er) begegnen sollten. Rückfragen sind auch eine Möglichkeit, mehr über die eigene Zielgruppe zu erfahren. Häufig steckt hinter einer Befürchtung ein persönliches Bedürfnis, das man bei der Antwort berücksichtigen kann. Das alles kostet Zeit und Geld. Die sparen Sie bestenfalls durch einen reibungsärmeren Projektverlauf mehrfach ein.


Ihr habt den 1. Teil des NQ-Faktenchecks verpasst? Hier geht's zum Blogbeitrag.