06 | 2022Theresa Wagner

Chance oder Show? Virtual Reality in der Baukommunikation

<h1>Chance oder Show? Virtual Reality in der Baukommunikation</h1>

Seitdem Facebook Gründer Mark Zuckerberg seine Vision des Metaverse präsentiert und den Konzern kurzerhand in „Meta“ umbenannt hat, stehen Themen wie das Metaverse, VR und AR wieder ganz oben auf der Agenda der Tech-Szene. Auch in der Kommunikationsbranche ist der Hype um diese Themen längst angekommen. Daher widmete sich das diesjährige LPRS-Forum des Leipziger Public Relations Studierende e.V. (LPRS) gleich gänzlich dem Begriff der Immersion und der Frage, wie immersive Kommunikation dabei hilft, Kommunikation als solche zu verbessern. Auch wir im NeulandQuartier wollten dieser Frage näher auf den Grund gehen und haben uns kurzer Hand mit einem Workshop am Forum beteiligt. Unter dem Titel „Alles nur Show? Virtual Reality in der Akzeptanzkommunikation“ haben wir uns die Frage gestellt, wo Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) in der Akzeptanzkommunikation, genauer in der Baukommunikation, genutzt werden können und wo dabei die Chancen und Grenzen dieser Technologien liegen. 

Immersion, VR & AR – Was ist das eigentlich? 

Immersion, Virtual Reality, Augmented Reality – diese Keywords sind zwar in aller Munde, doch was sie genau bedeuten, ist vielen nicht klar. Hier eine kurze Erläuterung:
Virtual Reality bezeichnet ein virtuelles, am Computer geschaffenes Abbild der Realität. Diese virtuelle Realität wird über digitale Endgeräte wie Head-Mounted-Displays (HDMs) oder auch Smartphones (Mobile VR) erlebbar. Virtual Reality zeichnet sich zudem durch zwei zentrale Merkmale aus: Immersion und Interaktivität. Immersion bezeichnet hierbei den Zustand, in dem sich Nutzer:innen mit allen Sinnen auf das Erlebnis einlassen und dadurch das Bewusstsein verlieren, sich in einer virtuellen Welt aufzuhalten. So kommt es zu einem vollständigen Eintritt, beziehungsweise dem Eintauchen in eine künstliche Welt. Hinzu kommt das zweite Merkmal der Interaktivität, sprich die Möglichkeit, in dieser virtuellen Realität interagieren zu können. Dies reicht von der verbalen Kommunikation bis hin zur Ausführung komplexer Handlungsabläufe in der künstlichen Welt.
Im Gegensatz zu VR wird bei der Augmented Reality die reale Umwelt nicht komplett ausgeblendet und durch eine virtuelle Welt ersetzt, sondern die sichtbare, reale Umgebung um zusätzliche virtuelle Informationen ergänzt. Mit Hilfe von computerbasierten Simulationen wird somit eine Verknüpfung der virtuellen mit der physischen Realität erzeugt.

VR & AR in Architektur, Stadtplanung, Immobilienentwicklung und Infrastrukturprojekten

Schon jetzt haben VR und AR unzählige Anwendungsbereiche in diversen Branchen. Sei es im Gaming, im Marketing oder auch in der Medizin. Von besonderem Interesse sind für uns im NeulandQuartier hier natürlich die Energie- und die Baubranche, in denen Baukommunikation zur Anwendung kommt. In Architektur und Stadtplanung, bei der Immobilienentwicklung und im Rahmen von Infrastrukturprojekten kommen VR und AR vermehrt zum Einsatz. Insbesondere VR wird hierbei benutzt, um Bauprojekte bereits in der Planungsphase sowohl für die Planer als auch für die Öffentlichkeit realitätsnah und erlebbar zu machen.  So können Entscheidungen leichter getroffen, Planungsfehler bereits frühzeitig festgestellt und Korrekturen vorgenommen werden. Während dieser Einsatz von VR im Regelfall lediglich der internen Kommunikation und der Planungserleichterung dient, stellt sich die Frage, inwiefern VR und AR auch in der Kommunikation nach außen eingesetzt werden kann.

VR & AR in der Baukommunikation

Baukommunikation geht für uns im NeulandQuartier immer mit vorgelagerter Akzeptanzkommunikation und frühzeitiger Öffentlichkeitsbeteiligung einher. Da Akzeptanz nur auf Grundlage eines gemeinsamen Verständnisses entstehen kann, spielen darstellende Medien eine wichtige Rolle in der Baukommunikation. Für gewöhnlich kommen hier beispielsweise Modelle, 3D-Randerings oder interaktive Karten mit Kommentarfunktion zum Einsatz. So können Bauprojekte auch für Bürger:innen erlebbar gemacht und ihre Akzeptanz von Anfang an gefördert werden. Dies lässt erwarten, dass VR und AR auch in der Baukommunikation bereits prominent eingesetzt werden, allerdings sind sie hier bisher nur sehr vereinzelt zu finden.
Größtes Hindernis für den Einsatz von VR und AR im Bereich der Baukommunikation sind ohne Zweifel die immer noch hohen Kosten für technische Entwicklung und Hardware. Hinzu kommt eine noch eher geringe Expertise sowohl auf Seiten der Vorhabenträger:innen als auch in den meisten Kommunikationsagenturen und -abteilungen. Nichtsdestotrotz bestehen erste Lösungen auf dem Markt. Ein Beispiel hierfür ist das Startup Cityscaper, das mit seiner Augmented Reality App digitale Bürgerbeteiligung in der Baukommunikation ermöglicht. Hierbei werden 3D-Modelle von Bauprojekten in eine AR-Anwendung eingebunden. Diese können dann mittels Smartphone und AR-App an den Standort projiziert werden, der für das Bauprojekt vorgesehen ist. Zukünftige Bauprojekte können so vor Ort visualisiert und greifbar gemacht werden.
In Anwendungen wie diesen liegt großes Potenzial für die Baukommunikation, da geplante Vorhaben so maßstabsgetreu erlebt werden können und Bürger:innen ein realitätsnahes Bild über das Vorhaben erhalten. Die visuelle Erfahrbarkeit triggert zudem die Entwicklung von eigenen Ideen, was besonders für die partizipative Quartiersentwicklung von außerordentlicher Bedeutung ist. Auch hinsichtlich der Personengruppen, die an früher Öffentlichkeitsbeteiligung teilnehmen, liegen hier große Potenziale, da mit VR oder AR auch besonders jüngere Zielgruppen angesprochen werden. 

Die Anwendung von VR und AR in der Baukommunikation steht ohne Zweifel noch am Anfang. Neben großen Potenzialen, die erwarten lassen, dass VR und AR in Zukunft auch in der Baukommunikation stärker zum Einsatz kommen werden, stehen dieser Entwicklung bisher Hindernisse wie zu hohe Kosten und fehlendes Know-how entgegen. In jedem Fall werden wir gespannt den Markt und die technischen Weiterentwicklungen beobachten. Und wer weiß, vielleicht dürfen wir ja schon bald unsere erstes AR-Projekt in der Baukommunikation umsetzen.