Grüner Wasserstoff braucht Windenergie – und Rückenwind durch Bürgerbeteiligung
Ob als „Kohle der Zukunft“ oder „Champagner unter den Energieträgern“ – grüner Wasserstoff ist als Schlüsselenergieträger der Zukunft etikettiert. Doch woher kommt diese Begeisterung? Im Elektrolyseverfahren ausschließlich aus regenerativen Energien wie Photovoltaik oder Windkraft erzeugt, kann er einfach gespeichert und ohne die Freisetzung von CO2 verbrannt werden. Das Potential von grünem Wasserstoff auf dem Weg zu einer emissionsfreien Wirtschaft hat auch die Bundesregierung erkannt und geht im Rahmen ihrer nationalen Wasserstoffstrategie von einem Wasserstoffbedarf in Höhe von ca. 90 bis 110 TWh bis 2030 aus. Um der starken Nachfrage Rechnung tragen zu können, müssten daher bis 2030 zahlreiche Photovoltaik- oder Windenergieanlagen geplant und gebaut werden. Insbesondere die Windenergie steht dabei im Fokus, die bereits jetzt den mit Abstand größten Anteil zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien leistet und kurz- bis mittelfristig das wirtschaftlichste Ausbaupotential unter den erneuerbaren Energien bietet.
Stockender Ausbau von Windenergie in Deutschland – Woran liegt es?
Doch wie steht es um den Ausbau der Windenergie in Deutschland? Seit dem bisher stärksten Ausbaujahr in 2017 ist die Zahl der Genehmigungen neuer Windenergieanlagen in Deutschland stark gesunken. Der Hauptgrund für die sinkende Anzahl an zugelassenen Windkrafträdern ist neben dem 2017 geänderten Ausschreibungsverfahren infolgedessen viele kleinere Unternehmen aus dem Markt gedrängt wurden, der Protest innerhalb der Bevölkerung, der sich häufig gegen neue Windanlagen formiert. Bundesweit gibt es hunderte Klagen, die sich auf persönliche Gründe, gesundheitliche Aspekte oder den Artenschutz berufen. Dabei halten 80 % der Bevölkerung den Ausbau von Windenergie für wichtig oder sogar sehr wichtig – und die Klimakrise für das wichtigste Problem in Deutschland, gleich nach der Pandemie. Der Bürger steht somit in einem Spannungsfeld zwischen Klimaschutz auf der einen und seinen persönlichen Belangen bzw. Naturschutz auf der anderen Seite.
Beschleunigung von Windenergieausbau durch Bürgerbeteiligung
Der Widerstand ist aus Sicht der Energiewende zwar bedauerlich, aus psychologischer Sicht aber nachvollziehbar. Denn es liegt in der Natur der Sache, dass Veränderungen im persönlichen Lebensumfeld der Menschen nicht immer mit offenen Armen empfangen werden und häufig von Ängsten und Ablehnung begleitet sind. Der Mensch akzeptiert Veränderungen leichter, wenn er sie von Beginn an begleiten oder sogar mitgestalten kann. Um das Spannungsfeld zwischen notwendigem Klimaschutz und eigenen Ansprüchen aufzulösen ist es von besonderer Bedeutung, die betroffenen Bürger frühzeitig und in sämtlichen Phasen von der Planung bis zum Bau der Windenergieanlagen abzuholen und zu beteiligen. Individuell gestaltete Dialog- und Beteiligungsformate, mit denen die Bürger in die Planungen eines Bauprojekts eingebunden werden, erhöhen die Akzeptanz und mindern die Gefahr von Verzögerungen und anderen Projektrisiken. Bereits in der vorgelagerten Planungsphase oder im Rahmen von Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die finanzielle kommunale Beteiligung und die gesetzlich vorgeschriebene formelle Öffentlichkeitsbeteiligung um weitere informelle Beteiligungsformate zu ergänzen, um die Bürger inhaltlich abzuholen, mitzunehmen und eskalative Situationen zu vermeiden. Ob man dabei auf Workshops, Infomärkte oder digitale Beteiligungsformate setzt, kommt dabei ganz auf das individuelle Projekt und die relevanten Stakeholder an. Wichtig sind eine frühzeitige und proaktive Kommunikation sowie Transparenz im Planungs- und Entscheidungsprozess und der Austausch mit den Menschen vor Ort. Derart gestaltete Beteiligungsverfahren sind auch in Hinblick auf die Klimaziele der Bundesregierung und die Nationale Wasserstoffstrategie von besonderer Bedeutung – machen diese einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien schließlich unumgänglich.
Change Communication
Betroffene stehen Veränderungen oft skeptisch gegenüber. Frühzeitige und proaktive Kommunikation sowie Beteiligung erhöhen nicht nur die Akzeptanz bei Infrastrukturprojekten, sondern oftmals auch die Qualität innerhalb interner Change-Prozesse.
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