Neue Studie zeigt: Beteiligung wirkt – und beschleunigt

„Für Beteiligung haben wir keine Zeit!“
„Das sind doch nur unnötige Kosten.“
„Wie wollen Sie die Wirkung von Beteiligung denn überhaupt messen?“
In unserer Arbeit sind wir immer wieder mit genau diesen Vorbehalten gegenüber Kommunikation und Dialog im Rahmen von Planungsprozessen von Infrastrukturprojekten konfrontiert. Unsere Antwort darauf ist klar: Frühzeitiger und kontinuierlicher Dialog fängt Kritik auf, verringert Einwendungen im Planungsprozess und spart dadurch letztlich Zeit und Geld.
Diese Erfahrungen aus unserer Praxis werden nun durch die aktuelle BePart-Studie des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit mittels einer datenbasierten Analyse untermauert.
Die Studie hat knapp 1.600 Projekte aus den Bereichen Windenergie an Land, Freiflächen-Photovoltaik und Übertragungsnetz untersucht und dabei analysiert, welchen Einfluss Beteiligung auf Geschwindigkeit, Konflikte und Folgeprojekte hat. Das Ergebnis ist eindeutig: Gute Kommunikation und ernsthafte Beteiligung machen Projekte nicht langsamer, sondern schneller. In fristgerecht umgesetzten Vorhaben setzten die Verantwortlichen deutlich häufiger auf intensive Kommunikationsmaßnahmen – von Infoveranstaltungen über mobile Dialogangebote bis hin zur kontinuierlichen Presse- und Online-Arbeit. Damit widerlegen die Studienergebnisse das gängige Vorurteil, Beteiligung sei ein Bremsklotz. Es zeigt sich: Das Gegenteil ist der Fall – Beteiligung ist Teil der Lösung.

Konflikte als Motor für Beteiligung
Gleichzeitig macht die Studie deutlich: Konflikte entstehen nicht durch Beteiligung sondern werden mit Beteiligung bearbeitet. Wo Diskussionen aufbrechen, wird das Beteiligungsrepertoire meist erweitert beispielsweise um finanzielle Teilhabe, regionale Auftragsvergabe, Kooperation mit Ehrenamtlichen oder Mitsprache bei Projektmerkmalen. Beteiligung ist demnach nicht die Ursache des Konflikts, sondern das Werkzeug, um Lösungen zu finden.
In der Praxis bedeutet das: Wer in konfliktträchtigen Projekten die Beteiligung einschränkt, verschärft das Problem. Wer sie ausweitet, eröffnet neue Wege zur Verständigung. Diese Erkenntnis deckt sich mit den Erfahrungen vieler Kommunen und Vorhabensträger, die gerade in schwierigen Lagen auf professionelle Moderation und transparente Kommunikation setzen.
Regionale Mehrwerte sichtbar machen
Besonders spannend sind die Ergebnisse zum sogenannten „Spillover-Effekt“: Beteiligung zahlt auf die Zukunftsfähigkeit der Region ein. Dort, wo Menschen sichtbar profitieren – sei es durch finanzielle Beteiligung, kommunale Abgaben nach § 6 EEG oder Aufträge an lokale Unternehmen – steigt die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Projekte folgen. Die Studie zeigt sogar messbare Unterschiede beim Leistungszubau in Regionen mit starker Beteiligungskultur.
Für Kommunen bedeutet das einen klaren Standortvorteil: Beteiligung verwandelt sich vom Pflichtprogramm zum Motor regionaler Entwicklung.
Verfahren statt Menschen als Engpass
Ein weiterer wichtiger Befund ist, dass Verzögerungen in Projekten meist verfahrensbedingt sind. Als Gründe werden vor allem langwierige Genehmigungen, aufwendige Naturschutzprüfungen oder Wahlen in den Kommunen genannt. All das liegt außerhalb des Bereichs der klassischen Öffentlichkeitsarbeit. Umso wichtiger ist es deshalb, dass Vorhabensträger und Kommunen die beeinflussbaren Faktoren aktiv gestalten: Sie sollten für klare Informationswege sorgen, verlässliche Ansprechpersonen benennen, die Kommunalpolitik frühzeitig einbinden und abgestimmte Beteiligungspakete anbieten.
Beteiligung wird so zu einer Stellschraube, mit der man Verfahrenshürden nicht beseitigen, aber abfedern kann – indem Unsicherheit reduziert und Vertrauen aufgebaut wird.
Empfehlungen für die Praxis
Die BePart-Studie endet mit klaren Empfehlungen, die wir auch aus unserer Arbeit kennen:
- Beteiligung regional zuschneiden: Jede Region hat ihre Eigenheiten. So unterscheiden sich beispielsweise die Landnutzung oder die Perspektive auf erneuerbare Energien – all das prägt auch, welche Formate sich eignen. Ein Baukasten mit unterschiedlichen Herangehensweisen ist hier hilfreicher als ein Standardpaket.
- Kommunikation als Daueraufgabe verstehen: Beteiligung endet nicht mit der Baugenehmigung. Sie begleitet Projekte vom ersten Planungsschritt bis zur Inbetriebnahme und häufig auch darüber hinaus. Eine plötzlich abgebrochene Kommunikation kann das hart erarbeitete Vertrauen wieder zerstören.
- Konfliktfähigkeit planen: Sind die Fronten erst einmal verhärtet, sind professionelle Moderation oder Mediation auf Augenhöhe gefragt. Kommunale Spitzen, vor allem Bürgermeister:innen, sollten dafür vorbereitet und dabei unterstützt werden.
- Dialog mit monetärer Teilhabe kombinieren: Modelle der finanziellen Beteiligung entfalten ihre volle Wirkung erst dann, wenn sie transparent kommuniziert und erklärt werden und mit einem offenen Dialogprozess verbunden sind.
- Netzausbau besonders sorgsam begleiten. Beim Ausbau des Stromnetzes ist der Nutzen vor Ort oft weniger greifbar und verständlich. Umso wichtiger sind daher Erklärformate, verlässliche Informationen und kommunale Dialogformate.
Fazit
Die neue BePart-Studie bestätigt das, was in der Praxis bereits offensichtlich ist: Beteiligung ist kein unnötiger Zusatz, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor. Zwar kostet sie auf kurze Sicht etwas, doch auf lange Sicht spart sie Zeit (und damit auch Geld), da sie Vertrauen schafft, Konflikte bearbeitet und Folgeprojekte erleichtert. Wer heute in Beteiligung investiert, gewinnt morgen Akzeptanz, Planungssicherheit und verlässliche Partnerschaften für die Energiewende.
Für Kommunen, Unternehmen und Vorhabensträger heißt das: Beteiligung nicht als Pflichtaufgabe zu sehen, sondern als Chance!
Als Kommunikationsagentur unterstützen wir dabei, Beteiligungs- und Dialogkonzepte so zu gestalten, dass sie nicht nur rechtliche Vorgaben erfüllen, sondern echten Mehrwert schaffen – für Projekte und für Regionen.
Link zur Studie: BePart – Zur Wirkung von Beteiligung in der Energiewende