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07 | 2024Christopher Sieben

Die Zustimmung zum Klimawandel sinkt! Was bedeutet das für Energie- und Infrastrukturprojekte?

<h1>Die Zustimmung zum Klimawandel sinkt! Was bedeutet das für Energie- und Infrastrukturprojekte?</h1>

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Uni Hamburg zeigt, dass die Zustimmung zum menschengemachten Klimawandel in den letzten Jahren gesunken ist. Demnach glauben weniger Menschen, dass der Klimawandel durch menschliches Handeln verursacht wird und bezweifeln, dass er drastische Folgen haben wird. Gleichzeitig hat auch die Zustimmung zu Klimaschutzmaßnahmen abgenommen. Dies zeigte sich auch, durch die Abnahme des Vertrauens in die Klimawissenschaft.

Die gute Nachricht

Die allgemeine Zustimmung zum Klimawandel ist nach wie vor hoch und Maßnahmen zum Klimaschutz werden immer noch von einer breiten Mehrheit unterstützt. Dennoch sind die Werte mit den aktuellen Ergebnissen zum ersten Mal seit Beginn der Durchführung der Studie im Jahr 2015 rückläufig und bieten damit wichtige Einblicke in die Entwicklung der öffentlichen Stimmungslage.

Studie Zustimmung zu Klimawandel sinktQuelle: Media Perspektiven 14/2024: Rückschlag für den Klimaschutz

Mediennutzung und Einstellung zum Klimawandel

Neben der Einstellung zum Klimawandel untersuchte das Forschungsteam auch den Zusammenhang zwischen Mediennutzung und persönlicher Meinung zum Klimawandel. Dabei zeigte sich, dass Menschen, die an den Klimawandel glauben, verstärkt öffentlich-rechtliche Medien als Informationsquelle nutzen. Gleichzeitig wurde ein Zusammenhang zwischen kritischen Meinungen zum Klimawandel und der Nutzung sozialer Medien beobachtet.

Darüber hinaus wurde deutlich, dass sich die Diskussionen über den Klimawandel zunehmend in den digitalen Raum verlagern. Der Dialog mit Freunden, Familie und Bekannten ist zwar nach wie vor der meistgenutzte Ort für den Austauschs zum Thema, jedoch sind die Zahlen hier in der letzten Befragung zurückgegangen, während gleichzeitig die Beteiligung an Diskussionen im digitalen Raum zugenommen hat. Dies lässt sich jedoch vermutlich nicht nur durch das Thema, sondern vor allem durch eine allgemeine erhöhte Nutzung von digitalen Angeboten und damit eine allgemeine Verlagerung von Diskursen ins digitale erklären.

image_neulandquartierQuelle: Media Perspektiven 14/2024: Rückschlag für den Klimaschutz

Bedeutung für Energie und Infrastrukturprojekte

Insgesamt haben die Ergebnisse wichtige Implikationen für die Planung und Umsetzung konkreter Energie- und Infrastrukturprojekte. Zum einen bedeutet dies, dass Unternehmen verstärkt korrekte und verständlich aufbereitete Informationen im digitalen Raum anbieten sollten. Zum anderen bleibt der direkte Dialog die wichtigste Methode, um in einen gemeinsamen Austausch zu treten. Dialogveranstaltungen sollten daher nicht vernachlässigt werden, auch um den Diskurs aus den sozialen Medien zurück auf die Ebene des persönlichen Austauschs zu bringen. Beides erscheint besonders wichtig, da Menschen, die sich verstärkt über soziale Medien informieren, dem Klimawandel zunehmend kritisch gegenüberstehen. Hier sollten Unternehmen im Rahmen ihrer Projektplanung, versuchen, einen Gegenpol zu bieten.

Überforderung durch Transformationsprozesse?

Angesichts der zahlreichen herausfordernden Transformationsprozesse, vor denen unsere Gesellschaft derzeit steht (Energiewende, Wärmewende, Digitalisierung, Einsatz von KI etc.), sei eine mögliche Erklärung für diese Entwicklung gar nicht der schwindende Glaube an den Klimawandel, sondern eine allgemeine „Transformationsmüdigkeit“.

„Denkbar ist, dass die Ergebnisse auf eine allgemeine Transformationsmüdigkeit verweisen, wie sie Steffen Mau, Thomas Lix und Linus Westheuser angesichts von so wahrgenommenen „Verhaltenszumutungen“ annehmen. Die Menschen haben möglicherweise nicht den Glauben in Klimawandel und -wissenschaft verloren, sondern wehren sich gegen Veränderungen, die auch ihr eigenes Leben betreffen.“ (Seite 10 im Volltext)

Für die Planung und Genehmigung von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien, aber auch der zugehörigen Energieinfrastruktur (z.B. Stromnetzausbau) bedeutet diese Schlussfolgerung vor allem, dass die Relevanz der kommunikativen Projektbegleitung, der Akzeptanzkommunikation und der Öffentlichkeitsbeteiligung in den letzten Jahren zugenommen hat.

Transformationsprozesse müssen sorgfältig geplant, kommuniziert und aktiv begleitet werden. Dabei sind die politischen, wirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Zusammenhänge zu erklären und die Betroffenen in den Prozess einzubeziehen. Die Notwendigkeit von Transformationsprozessen muss verständlich gemacht werden, um einer solchen Transformationsmüdigkeit vorzubeugen und Widerstände gegen Klimaschutzmaßnahmen abzubauen.

Informationen zur Studie:

Im Rahmen des Projekts „Down2Earth“ führt das Forschungsteam der Universität Hamburg seit dem Klimagipfel in Paris 2015 regelmäßig anlässlich der UN-Klimakonferenzen Befragungen zur Kommunikation, Mediennutzung und klimafreundlichen Einstellungen der deutschen Bevölkerung durch. Die Studie untersucht die Einstellungen der Teilnehmenden zum Klimawandel, das Mediennutzungsverhalten sowie das Vertrauen in Medien und Politik im Kontext des Klimawandels.

Quellen:

Media Perspektiven 14/2024: Rückschlag für den Klimaschutz - ARD MEDIA (ard-media.de)

Anne Reif, Lars Guenthe, Robin Tschötschel, Michael Brüggemann: Rückschlag für den Klimaschutz - Wandel der Einstellungen und Kommunikation zu Klimawandel und Klimapolitik von 2015 bis 2023, Media Perspektiven 14/2024 (Volltext)

Forschungsprojekt „Down2Earth“ der Universität Hamburg