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08 | 2025Mareike Freiling

Kommunikation auf Rädern – das InfoMobil als Türöffner für Dialog

<h1>Kommunikation auf Rädern – das InfoMobil als Türöffner für Dialog</h1>

Manche kommen gezielt. Andere bleiben stehen und schauen sich um. Wer ein InfoMobil in einer Gemeinde platziert, wird schnell feststellen: Kommunikation vor Ort entfaltet ihre eigene Dynamik. Die einen haben in der Lokalzeitung oder im Amtsblatt gelesen, dass heute Informationen zu einem geplanten Infrastrukturprojekt auf dem Marktplatz bereitstehen. Sie kommen mit gezielten Fragen – manchmal mit Unterlagen in der Hand. Die anderen sind zufällig da, sehen das auffällige Mobil und fragen sich: „Was passiert denn hier?“   

Ob geplant oder spontan – beide Gruppen haben eines gemeinsam: Sie kommen ins Gespräch. Und genau darum geht es.

Was ist ein InfoMobil und wofür wird es eingesetzt? 

Ein InfoMobil ist eine mobile Informationsstation, die dort auftaucht, wo Fragen entstehen: mitten im Ort, an der Straße, vor dem Supermarkt.   

Die Idee ist nicht neu: Schon 1990 schickte der Deutsche Bundestag ein InfoMobil auf Tour, um Bürgerinnen und Bürger in den neuen Bundesländern über die Arbeit des Parlaments zu informieren. Das Konzept hat sich gehalten: Bis heute ist das InfoMobil in der Republik unterwegs – in einem 17 Meter langen Lkw. Es geht aber auch kleiner: umgebaute Transporter oder Wohnmobile in Kombination mit flexiblen Stellwänden und Theken reichen häufig schon aus. 

Infomobil des deutschen Bundestages in Berlin-Köpenick 1991

Das Format hat sich bewährt – quer durch Themen und Branchen 

Ob InfoMobile der Deutschen Bahn, der Bundeswehr oder der Verbraucherzentrale, das Info-Schiff „MS Wissenschaft“ von Wissenschaft im Dialog oder DialogMobile von Netzbetreibern: Viele nutzen heute mobile Informationsangebote, um direkt ins Gespräch zu kommen. In der Kommunikationsarbeit rund um Infrastrukturvorhaben sind DialogMobile kaum noch wegzudenken. Besonders entlang kilometerlanger Trassen – etwa für Stromleitungen, Fernwärme- oder Gasnetze – erreichen sie Menschen direkt vor Ort. Ohne Einladung, ohne Schwelle, mitten im Alltag.

Das Prinzip ist einfach: Das Projektteam kommt zu den Bürgerinnen und Bürgern - möglichst nah an den Alltag der Menschen heran. Möglichst sichtbar und unkompliziert. So lassen sich auch Menschen erreichen, die an einer Infoveranstaltung nie teilgenommen hätten. Und auch auf individuelle Fragen und Anliegen lässt sich in diesem Setting ausführlich eingehen. 

Warum mobile Kommunikation wirkt

Die klassische Informationsveranstaltung hat ihre Berechtigung – aber sie erreicht nicht alle. Das InfoMobil begegnet den Menschen dort, wo sie ohnehin unterwegs sind: auf dem Wochenmarkt, beim Spaziergang, vor dem Rathaus. Diese räumliche Nähe senkt die Hemmschwelle und schafft einen spontanen Zugang zu komplexen Themen.   

Gleichzeitig sendet das InfoMobil ein klares Signal: Wir kommen zu euch – auch in kleinere Orte, in ländliche Räume, in strukturschwächere Gegenden. Gerade dort, wo Infrastrukturprojekte besonders sichtbar werden und Veränderung mit sich bringen, ist der direkte Kontakt wichtig. Wer frühzeitig das Gespräch sucht, kann Sorgen ernst nehmen, Missverständnisse ausräumen und Vertrauen aufbauen – bevor sich Fronten verhärten. Wer über ein Bauvorhaben sprechen will, braucht nicht immer eine Bühne – manchmal reicht eine Klappstellwand, ein gutes Gespräch und ein offenes Ohr.   

Ein InfoMobil ist kein Selbstläufer – worauf es ankommt 

Wer mobil kommunizieren will, muss mobil denken – und gut planen. Denn auch wenn der Eindruck manchmal leicht und spontan wirkt: Die Wirkung entsteht durch gute Vorbereitung. Als Agentur haben wir bereits einige Info-Touren zu Netzausbauvorhaben begleitet. Ein paar zentrale Punkte aus der Praxis:   

  • Frühzeitig planen: Wer mit einem InfoMobil unterwegs sein möchte, sollte früh mit der Planung beginnen. Gerade organisatorische Abstimmungen, wie beispielsweise die Einholung von Standgenehmigungen, können Zeit kosten. 
  • Standorte mit Bedacht wählen: Wo hält sich die Zielgruppe auf? Welche Zeiten sind geeignet? Hier hilft die enge Abstimmung mit der Gemeinde – und ein Besuch vorab. 
  • Technik und Wetter im Blick behalten: Mobile Kommunikation braucht Strom, WLAN – und im besten Fall eine wetterfeste Alternative. Auch Wind ist ein Thema: Stellwände sollten nicht nur informativ, sondern auch standsicher sein. 
  • Gesprächsbereit und fachlich sattelfest: Wer vor Ort informiert, muss gut zuhören und verständlich erklären können. Ein kurzes Briefing oder Coaching im Vorfeld hilft dem Projektteam, souverän aufzutreten. 
  • Inhaltlich vorbereitet sein: Wer weiß, was er sagen will, kann besser zuhören. Welche Themen sind sensibel? Wo braucht es klare Aussagen? Wo gemeinsame Sprechregelungen? Diese Fragen gehören in die Vorbereitung. 
  • Breit ankündigen: Mobile Formate leben von Sichtbarkeit – trotzdem ist eine gezielte Bekanntmachung unabdingbar, um Bürger*innen mit besonderem Interesse an dem Thema oder einem persönlichen Anliegen frühzeitig über die Möglichkeit zum Dialog zu informieren. Etwa über Anzeigen in der lokalen Zeitung, dem Amtsblatt oder im Radio, aber auch Aushängen oder Postwurfsendungen. 
  • Dialog dokumentieren: Beteiligung ist keine Einbahnstraße. Hinweise aus der Bevölkerung können die Planung verbessern – dafür braucht es ein System zur Dokumentation und Auswertung. 
  • Debriefing nicht vergessen: Nach der Info-Tour ist vor der Info-Tour. Ein gemeinsames Debriefing hilft, Eindrücke zu sortieren, individuelle Erfahrungen aufzufangen und wertvolle Learnings für die nächste Tour mitzunehmen.     

Fazit: Beteiligung, die (sich) bewegt 

Ein InfoMobil ersetzt keine umfassende Beteiligungsstrategie – aber es ergänzt sie um eine wertvolle Komponente: den unmittelbaren, sichtbaren Dialog vor Ort. Es bringt die Planung dorthin, wo sie ankommt. Und es zeigt, dass Beteiligung nicht an der Schwelle des Rathauses endet.   

In einer Zeit, in der Vertrauen ein knappes Gut ist, kann mobile Kommunikation ein starkes Zeichen sein: Wir nehmen euch ernst. Wir kommen vorbei. Wir reden miteinander.