NQ-Podcast: Wie sieht das zukünftige Wasserstoffnetz in Mitteldeutschland aus? Im Gespräch mit Jörn-Heinrich Tobaben
Die vergangenen Tage stehen im Zeichen des Wasserstoffs könnte man meinen – und tatsächlich ist die Dichte der Meldungen zum Thema in den vergangenen Wochen erheblich. Nachdem das BMWK zusammen mit den Ländern erst kürzlich insgesamt 23 Förderbescheide für Wasserstoffprojekte übergeben hat, haben inzwischen auch die Fernleitungsnetzbetreiber der Bundesnetzagentur einen gemeinsamen Antrag für das Wasserstoff-Kernnetz vorgelegt. Die neu zu errichtende überregionale Wasserstoffinfrastruktur steht damit in den Startlöchern.
Doch wie sieht es auf der Regionalebene, den Ballungszentren und Industrieregionen der sogenannten Verteilstufe aus? Wieviel grüner Wasserstoff kann in der Region selbst erzeugt werden und wie groß ist die Nachfrage in der Region? Und wie wird der flüchtige Energieträger an Industriebetriebe und Großabnehmer verteilt?
In der Metropolregion Mitteldeutschland hat man sich diese Fragen bereits mehrfach gestellt. Nähere Auskünfte zur Zukunft der Wasserstoffinfrastruktur in der Region gibt jetzt die Studie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0“. Diese wurde gemeinsam von der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland, dem Wasserstoffnetzwerk HYPOS, der DBI-Gruppe und der INFRACON im Auftrag von 54 privatwirtschaftlichen und öffentlichen Partnern in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen durchgeführt.
Einer der Initiatoren ist Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland. In unserer neuen Podcast-Folge sprechen wir mit ihm über die Wasserstoff-Zukunft in Mitteldeutschland.
Henne-Ei-Problem: Produzenten und Verbraucher
Hauptziel der Folgestudie der vier Partner war es, die wichtigsten Akteure aus Industrie, Wirtschaft und Politik zu vernetzen, um Transparenz über Angebot und Nachfrage zu schaffen. Denn die Wasserstoffwirtschaft hat ein Henne-Ei-Problem, so Tobaben: Unternehmen seien bereit, Wasserstoff abzunehmen, doch es mangele an ausreichender Produktion. Gleichzeitig würden Produzenten aufgrund der fehlenden Abnehmer zögern. Dieses Dilemma zeige, wie wichtig es ist, Produzenten und Abnehmer miteinander zu vernetzen. Hierzu zählen Netzbetreiber, Bedarfsträger, Erzeuger sowie Unterstützer aus Politik und Verwaltung aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Herausforderung: Regionale und Überregionale Infrastruktur
Neben dem Kernnetz, das Tobaben als „Wasserstoff-Autobahn" bezeichnet, braucht es aber auch die „Landstraßen", also das Verteilnetz, über das der Wasserstoff zu den Unternehmen gelangt. Mit der aktuellen Studie, die in ihrem Umfang einmalig in Deutschland ist, sei der Grundstein für eine regionale Wasserstoffinfrastruktur gelegt.
Das Zielnetz soll den konkreten Bedarf der Projektpartner abdecken. Eine detaillierte Analyse des zukünftigen Bedarfs ergab, dass bis 2030 und 2040 ein erheblicher Bedarf an Wasserstoff bestehen wird. Allein bei den Studienteilnehmern sei bis 2040 mit einem Bedarf von 30 TWh zu rechnen, wobei der Gesamtbedarf der drei Bundesländer nach den Berechnungen der Studie bei ca. 88 TWh liegen wird. Eine Menge, die nicht durch eigene Produktion, sondern zu großen Teilen aus Importen gedeckt werden muss.
Fazit: Eine gemeinsame Anstrengung für die Zukunft
Das Wasserstoffkernnetz ist mehr als nur ein technisches Projekt; es ist eine Vision für eine nachhaltige und innovative Energiezukunft und die erfolgreiche Umsetzung erfordert die Zusammenarbeit von Produzenten, Abnehmern, Netzbetreibern und politischen Akteuren. Nur durch ein gemeinsames Vorgehen und Investitionen kann die Wasserstoffwirtschaft in Mitteldeutschland Realität werden und als Vorbild für andere Regionen dienen.
Den Podcast gibt’s zum Nachhören auf Spotify, Apple Podcast und Buzzsprout.
Wollen Sie keine weitere Folge verpassen? Dann folgen Sie uns auf Spotify und Apple Music und geben uns gerne Feedback und Vorschläge für weitere Folgen.
Sie kommen aus dem Infrastruktursektor und haben ein Thema, über das Sie gerne sprechen möchten? Dann melden Sie sich bei uns für eine Kooperation im Podcast unter: podcast_at_neulandquartier.de
Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier.
Die Studie als Kurzfassung zum Download finden Sie hier.